"Nachhaltigkeit ist kein Preis-, sondern ein Qualitätsthema"
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in der Möbelindustrie eine immer größere Rolle. Vorteile bieten sich sowohl für die Hersteller, als auch für die Verbraucher. Wir haben Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) auf der Weltleitmesse für die Holzbe- und verarbeitung LIGNA getroffen und mit ihm über das Thema Nachhaltigkeit und die damit verbundenen Herausforderungen für seine Branche gesprochen.
17. Mai 2023Teilen
Der Experte ist sich sicher, dass Nachhaltigkeit auch in der Möbelwirtschaft kein kurzlebiger Modetrend ist, sondern immer stärker an Bedeutung gewinnen und große Veränderungen für die gesamte Prozesskette mit sich bringen wird. "Nachhaltiges Handeln ist gefragt. Unsere Produkte müssen nachhaltiger und klimafreundlicher werden und am Ende ihres Lebenszyklus entweder entsprechend aufbereitet oder recycelt und damit in einer neuen Form wiederverwendet werden. Außerdem gilt es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu etablieren.", erklärt Kurth.
Helfen könne dabei vor allem die Digitalisierung. Die EU-Kommission arbeite beispielsweise derzeit an mehreren Gesetzesvorhaben, die den Umbau zur Kreislaufwirtschaft zum Ziel haben. Geplant sei unter anderem ein digitaler Produktpass, der in Zukunft verbindlich Auskunft über die Austauschbarkeit von Teilen, die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und deren Lieferzeit bis hin zu Materialinformationen geben soll.
"Unsere Hersteller haben sich schon seit einigen Jahren auf den Weg gemacht, um den Transformationsprozess einzuleiten", erklärt Kurth. "Viele deutsche Möbelhersteller nutzen erneuerbare Energien, beispielsweise in Form von eigenen Photovoltaikanlagen bereits für ihre Produktion. Der weit überwiegende Teil der Möbelhersteller nutzt zur CO2-neutralen Erzeugung von notwendiger Prozesswärme die Holzabfälle aus der eigenen Produktion."
Außerdem setzen deutsche Möbelproduzenten häufig auf eine regionale Beschaffung, d.h. ein Großteil des für die Möbelproduktion eingesetzten Holzes stamme direkt aus Deutschland und somit aus nachweisbar nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Kurze Lieferwege – auch zwischen Hersteller und Handel seien ein weiterer Aspekt, der zur Reduktion von CO2-Emissionen führe.
"Made in Germany" – bedeutet das dann auch automatisch teurere Produkte, fragen wir nach: "Nachhaltigkeit ist in erster Linie kein Preis-, sondern ein Qualitätsthema. Möbel, die den Verbraucher*innen lange Freude bereiten, sind deutlich nachhaltiger als vermeintlich günstigere, aber qualitativ minderwertige Produkte. Wir erkennen seit einigen Jahren, dass beim Kauf von Möbeln immer stärker auf die Herkunft der Produkte geachtet wird."
Und auch die Themen Re- und Upcycling rücken laut Kurth immer stärker in den Fokus. So berichtet der Experte, dass es gerade in der Möbelbranche schon viele gute Beispiele gibt, bei denen Produkte so gestaltet werden, dass sie nicht nur ein Leben, sondern zwei oder drei Leben haben.
Ein unsterblicher Esstisch oder Kleiderschrank also? Keine dumme Idee und auf alle Fälle ein Thema, mit dem sich die Möbelbranche auseinandersetzt, um ihren Beitrag zu leisten zu mehr Klimaschutz und dem effizienten Einsatz von Rohstoffen.
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