Tobias Zwingmann, KI-Experte und Messe-Kenner war über zehn Jahre lang Mitarbeiter der Deutschen Messe AG. Nach seinem nebenberuflichen Masterstudium im IT-Management wurde er zum ersten Data Scientist des Unternehmens. Im Jahr 2020 gründete er das KI-Start-up RAPYD.AI, in dem er heute hauptberuflich Unternehmen, darunter auch Messegesellschaften, bei der Nutzung von KI berät.

„Jeder, der schon einmal auf einer Messe ausgestellt hat, weiß, dass eine Messebeteiligung ein extrem komplexes Produkt ist“, erklärte Zwingmann. Fragen zum Standbau, zur Stromversorgung oder zu Marketingmaterialien wollen beantwortet werden. Um den Kund*innen schneller Informationen zur Verfügung zu stellen und die Messeteams zu entlasten, können Chatbots, die z. B. auf ChatGPT basieren, eine wertvolle Hilfe sein. Sie werden mit allen relevanten Informationen zur Messebeteiligung gefüttert und können auf Knopfdruck antworten, ohne dass sich die Kund*innen Informationen auf einer Website langwierig zusammensuchen müssen. Gleichzeitig wird die Arbeitsbelastung für die Hotline und das Projektteam deutlich reduziert.

Und wie sieht es nach Messeende aus? „Jede Veranstaltung fällt kommunikativ in ein Loch, wenn die Messe ihre Tore schließt, da es im Nachhinein vermeintlich wenig Content gibt“, so Zwingmann. Aber er ist überzeugt: „Bei so einer Veranstaltung wird eigentlich in einer Woche Content fürs ganze Jahr produziert.“ Mithilfe einer KI kann man zum Beispiel den Content von allen Konferenzbühnen sammeln, zusammenfassen und die wichtigsten Informationen herausfiltern. Daraus kann eine weitere KI Content-Stücke für Social Media erstellen. Das führt wiederum zu einer guten Sichtbarkeit in den jeweiligen Communitys und einer höheren Engagement-Quote.

„Bald werden wir erleben, dass auch die Aussteller- und Produktsuche über Sprachmodelle abgewickelt wird“, prognostiziert Zwingmann mit Blick in die nahe Zukunft. Eine KI, gespeist mit allen Informationen über die ausstellenden Unternehmen, das Konferenzprogramm und weitere relevante Daten, ist der Schlüssel. Besucher*innen brauchen lediglich den Chatbot aufzurufen und ihr Anliegen zu schildern: „Ich bin Produktionsleiter eines Unternehmens aus der Fahrzeugindustrie und suche nach Robotiklösungen“, führt Zwingmann als Beispiel an. Die KI kann daraufhin gezielt die passenden Unternehmen, deren Standnummern und die Ansprechpartner*innen am Stand nennen. So können Besucher*innen ihren Messebesuch effizient planen und gezielt relevante Unternehmen ansteuern. „Das würde die Suchfunktion auf der Messewebsite und in den -apps auf ein neues Level heben“, sagt Zwingmann.

Das Thema KI in der Messewirtschaft wird in Zukunft immer relevanter werden, um Besucher*innen und ausstellenden Unternehmen den ganzen Blumenstrauß an Informationen schnell näherzubringen und Mitarbeitende zu entlasten, ist Zwingmann überzeugt.